Börsenverein-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs (l-r), der Autor Mohsin Hamid und Buchmessen-Direktor Juergen Boos in Frankfurt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Die Buchmesse in Frankfurt wird eröffnet

In Zeiten der Krise und Instabilität will die Frankfurter Buchmesse ein Ort des Diskurses und Miteinanders sein. «Präsenz hilft gegen Polarisierung», sagte Direktor Jürgen Boos zum Auftakt der Bücherschau am Dienstag.

Die gesellschaftlichen Entwicklungen und Spannungen abzubilden, sei eine der Kernaufgaben der Buchbranche und damit auch der Messe. Nur so könne man einer vergifteten Debattenkultur entgegenwirken, den demokratischen Diskurs stärken und Diversität eine Bühne geben. Und: «Die Buchmesse ist das Gegenmodell zu einer Echokammer.»

Die 74. Frankfurter Buchmesse soll am Dienstagnachmittag offiziell eröffnet werden. Sie findet nach zwei Jahren mit pandemiebedingten Einschränkungen wieder ohne größere Auflagen statt. Angemeldet sind den Angaben zufolge rund 4000 Aussteller aus 95 Ländern.

Präsident Selenskyj ist online dabei

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach am Dienstag von einem «Kulturereignis für Völkerverständigung». In einer Welt, in der zwischen politischen, kulturellen und ideologischen Haltungen immer tiefere Gräben entstehen, werde Raum für friedlichen demokratischen Austausch geschaffen.

In zahlreichen Debatten, Vorträgen und Lesungen geht es in dieser Woche um aktuelle politische Themen wie den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie die Lage im Iran und in Afghanistan. So ist beispielsweise der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einer Veranstaltung am Donnerstag online zugeschaltet. Seine Frau Olena Selenska wird bei einem Gespräch am Samstag per Internet dabei sein.

Für die kommenden Tage angekündigt haben sich auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD), Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), Schauspielerin Diane Kruger und natürlich zahlreiche Autorinnen und Autoren aus aller Welt, darunter Donna Leon. Sie will aber keinen neuen Krimi vorstellen, sondern über ihr Leben und ihre Arbeit berichten.

Der Buchmarkt schwächelt

Bei der Eröffnung am Dienstagnachmittag sind unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und das spanische Königspaar dabei. König Felipe VI. und Königin Letizia repräsentieren das diesjährige Ehrengastland Spanien. Die Messe endet am Sonntag mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan.

Vorsteherin Schmidt-Friderichs warf am Dienstag auch einen Blick auf die schwierige Lage der Buchbranche. «Steigende Energiepreise belasten nicht nur jedes Unternehmen, sie ziehen auch extreme Preissteigerungen in der Druck- und Papierindustrie nach sich», sagte sie. «Wenn ein Verlag nun für die Produktion eines Buches wesentlich mehr aufwenden muss, dann kann es bedeuten, dass er es sich schlicht nicht leisten kann.» Und wenn eine Buchhandlung eine Steigerung von 300 Prozent bei den Energiekosten verkraften müsse, dann könne sie das in Existenznot bringen.

In den ersten neun Monaten lag der Buchmarkt – über alle Vertriebswege hinweg – mit 1,4 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum vor Corona liegt er 2,0 Prozent zurück. Noch schlechter ist die Lage bei Buchhandlungen vor Ort: Der stationäre Sortimentsbuchhandel machte in den ersten neun Monaten 2022 im Vergleich zur Zeit vor Corona 8,7 Prozent weniger Umsatz.

Ein Schwerpunkt in diesem Jahr ist das Thema Übersetzung: «Mindestens die Hälfte der Bücher, die mir in meinem Leben am meisten bedeutet haben, wurden in Sprachen geschrieben, die ich selbst nicht lesen kann», sagte der britisch-pakistanische Schriftsteller Mohsin Hamid bei der Pressekonferenz am Dienstag. Ohne Übersetzerinnen und Übersetzer wäre er weder der Leser noch der Schriftsteller, der er heute sei.

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