Eine Reise in die 30er Jahre: «Downton Abbey II: Eine neue Ära». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ben Blackall/Focus Features LLC/ Universal Pictures /dpa)

«Downton Abbey II»: Emotional, amüsant, geheimnisvoll

Taschentücher raus und ab ins Kino: Nach sechs Serienstaffeln und einem Kinofilm kehrt «Downton Abbey» auf die große Leinwand zurück. «Eine neue Ära» setzt die Geschichte der britischen Adelsfamilie Crawley und ihrer Dienerschaft fort.

Es ist das Jahr 1928 und die Dowager Countess Violet hat von einem mysteriösen Marquis eine prächtige Villa in Südfrankreich geerbt. Warum, das weiß keiner so genau und neugierig versuchen alle, Violets Geheimnis zu lüften. Ein amüsantes Vergnügen für Fans und solche, die es noch werden wollen – und die für rund zwei Stunden in die prunkvolle Welt der britischen Upper Class eintauchen wollen.

Altbekannte Gesichter

Alle sind sie wieder dabei, etwa Hugh Bonneville als Lord Grantham, Elizabeth McGovern als seine Frau Cora, Michelle Dockery als die älteste Crawley-Tochter Mary, Penelope Wilton als Isobel Merton, Jim Carter als ehemaliger Butler Mr. Carson, Lesley Nicol als Köchin Mrs. Patmore und natürlich die Grand Dame, Maggie Smith, als verwitwete Dowager Countess und Mutter des Lords. Imelda Staunton («Maleficent – Die dunkle Fee») spielt die Hofdame Maud Bagshaw, deren Tochter Lucy (Tuppence Middleton – «Fisherman’s Friends») den verwitweten Tom Branson (Allen Leech) heiratet.

Mit viel Liebe zu den einzelnen Figuren inszeniert Simon Curtis («My Week with Marilyn») das opulente Kostümspektakel nach dem Drehbuch von Julian Fellowes, aus dessen Feder bereits die mit 15 Emmys ausgezeichnete Serie stammt. Der erste Kinofilm «Downton Abbey» von 2019 verzettelte sich noch in unzähligen Handlungssträngen. Dieses Mal gelingt es den Machern jedoch, die Schicksale der beliebten Charaktere geschickt zu verweben.

Dreharbeiten sorgen für Chaos

Ein Filmteam hat sich den altehrwürdigen Adelssitz der Crawleys als Kulisse auserkoren und will großzügig dafür zahlen. Geld, das dringend gebraucht wird, um das marode Schlossdach zu flicken. Und so fallen die Filmleute in Downton Abbey ein, samt dem kapriziösen Filmstar Myrna Dalgleish (Laura Haddock). Für Mary, ihre Kammerzofe Anna und andere ein aufregendes Erlebnis, für den traditionsbewussten Butler Carson und die Dowager Countess dagegen ein Horror.

«Miss Dalgleish hat den Charme einer Warze», ätzt Violet. Sie entflieht mit einem Teil der Familie nach Südfrankreich, um dort ihre Villa am Meer in Augenschein zu nehmen, während die restlichen Crawleys und ihre Bediensteten mit dem Chaos zu Hause klarkommen müssen.

Höhepunkte sind wieder einmal die Aussprüche der scharfzüngigen und schlagfertigen Dowager Countess, die Maggie Smith trocken und meisterhaft vorträgt. «Ich dachte, das Beste am Film wäre, dass man nichts hört», sagt sie etwa zum Stummfilm, der von vertonten Streifen zunehmend verdrängt wird. «Noch besser wäre es, man würde nichts sehen.» Oder ihr Rat an ihre Enkelin Mary, damit sich diese Respekt verschaffen kann: «Sorge dafür, dass sie in Dir einen Drachen sehen.»

Gedreht wurde wieder einmal in Highclere Castle und seiner lieblichen Parklandschaft südwestlich von London. Nicht minder idyllisch: Die französische Villa am Meer, ein farbenprächtiger, mediterraner Traum im Mittelmeerstädtchen Toulon.

Alte Traditionen verflüchtigen sich

Doch das prunkvolle Leben der Crawleys nähert sich dem Ende. Herrschaftliche Anwesen mit riesiger Dienerschar passen nicht mehr in die Moderne. Fellowes zeigt die Brüche auf, die sich daraus ergeben, etwa wenn Carson daran verzweifelt, dass alte Traditionen über den Haufen geworfen werden. Und Mary und ihre Schwester Edith stehen für moderne Frauen, die sich nicht mehr in enge Korsetts zwängen wollen, um den Männern zu gefallen, sondern ihr Leben aktiv und selbstbewusst gestalten wollen.

Große Träume und Hoffnungen auf eine gute Zukunft – doch auch Wehmut durchzieht diesen Film, der auf ein hochemotionales Finale zusteuert. Auch Violet zeigt sich ungewohnt gefühlvoll, großartig gespielt von Maggie Smith. Das findet auch Drehbuchautor Fellowes: «Maggie hat viele Talente und eines davon ist, dass sie in einem Moment wahnsinnig witzig ist und dich im nächsten zum Weinen bringt.»

Downton Abbey II – Eine neue Ära, Großbritannien/USA 2022, 125 Min., FSK ab 0, von Simon Curtis, mit Maggie Smith, Imelda Staunton und Hugh Bonneville

Von Cordula Dieckmann, dpa

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