Eric Gauthier, Choreograf und Gründer der Gauthier Dance Company am Theaterhaus Stuttgart. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa)

Eric Gauthier mit Pandemie-Tanzprojekt in Moskau gefeiert

Der Starchoreograf Eric Gauthier und die Tänzerin Bruna Andrade vom Theaterhaus Stuttgart haben in Moskau mit dem in der Pandemie entstandenen Projekt «The Dying Swans» – Deutsch: Sterbende Schwäne – Russland-Premiere gefeiert.

Der 44-Jährige führte zur Freude des Publikums beim Festival Dance Inversion durch Vorstellungen mit mehr als einem Dutzend Kurzchoreografien zum Thema sterbender Schwan. Dabei animierte er die Zuschauer am Wachtangow-Theater selbst zu Tanzbewegungen vor allem mit den Armen.

«Ich hätte nicht gedacht, dass das in Moskau so gut klappt», lobte Gauthier das aktive Publikum am Samstagabend. Auch am Sonntag stand das Stück zweimal auf dem Programm. Russische Medien hatten das Spektakel mit mehreren Anklängen an die Corona-Pandemie als «Theater-Provokation» des Jahres angekündigt – wohl auch mit Blick auf viel nackte Haut, erotische Posen und das subtile Spiel mit Geschlechteridentitäten. Die Moskauer nahmen es mit Begeisterung auf.

«Es ist eine Ehre, in der Welthauptstadt des Balletts zu tanzen», sagte Andrade von Gauthier Dance aus Stuttgart auf der Bühne. Gauthier hatte in der Corona-Pandemie jeweils acht männliche und weibliche Choreografen eingeladen, den Klassiker um den sterbenden Schwan zu interpretieren. Das sei eine Chance gewesen, in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie mit geschlossenen Theatern und strengsten Hygienekonzepten doch noch Geld zu verdienen.

64 internationale Künstlerinnen und Künstlern aus den Sparten Tanz, Choreografie, Musik und Film hätten auf diese Weise im Lockdown eine Perspektive bekommen, sagte Gauthier. Vorlage war die mehr als 100 Jahre alte Choreografie von Michel Fokine für die Primaballerina Anna Pawlowa am Mariinski-Theater in St. Petersburg, die das Solo mehr als 4000 Mal getanzt hatte.

Die neuen Choreografien entstanden zum Teil in Stuttgart, aber auch in Berlin oder in Kanada und Israel. Einige gab es in Moskau live auf der Bühne, andere als Videoinstallation. Unter den Gästen war auch der Choreograf Edward Clug, der am Bolschoi-Theater gerade das moderne Ballett «Meister und Margarita» nach der Vorlage von Michail Bulgakows berühmtem Werk mit Musik von Alfred Schnittke einstudiert.

In Moskau sind die Theater trotz hoher Corona-Infektionszahlen seit langem wieder geöffnet. Wie das Bolschoi-Theater als Ausrichter des bis November laufenden Festivals mitteilte, ist Gauthier Dance als Teil des Deutschlandjahres eingeladen, in Russland modernes Tanztheater in seiner Vielfalt vorzustellen.

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