Loreen (r) aus Schweden jubelt nach ihrem Sieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

ESC-Finale: Schweden jubelt, Deutschland ist ziemlich «lost»

Zum zweiten Mal nach 2012 hat die Sängerin Loreen für Schweden den Eurovision Song Contest gewonnen. Ihr Lied «Tattoo» erhielt insgesamt 583 Punkte. Auf Platz zwei in der größten Musikshow der Welt kam in der Nacht zum Sonntag Finnland (526 Punkte) mit dem Sänger Käärijä und dem Metal-Pop-Elektro-Song «Cha Cha Cha». Rang drei in Liverpool erreichte Israel, gefolgt von Italien und Norwegen. Deutschland erreichte mit der Rock-Band Lord Of The Lost («Blood & Glitter») nur den letzten Platz – wie schon vergangenes Jahr.

Die deutsche ESC-Pleiteserie seit 2015 mit nur vorletzten oder letzten Plätzen unterbrach in den vergangenen Jahren nur Michael Schulte, der 2018 auf dem vierten Platz gelandet war. Letztmals kommentierte in der ARD der 75 Jahre alte Peter Urban die Show.

Der nordische Showdown zwischen Schweden und Finnland hatte sich bereits vor dem Finale von Liverpool angedeutet: Schwedens Loreen und Finnlands Käärijä waren von Experten und Wettbüros vorab als die beiden größten Favoriten des diesjährigen ESC ausgemacht worden.

Wer ist Loreen?

Loreen, die den Musikwettbewerb vor elf Jahren in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku mit dem Song «Euphoria» gewonnen hatte, war von den Buchmachern schon früh als Top-Favoritin gehandelt worden – und das noch bevor sie den schwedischen ESC-Vorentscheid im März überhaupt für sich entschieden hatte.

Loreen ist 39 Jahre alt und stammt aus Stockholm. Mit «Euphoria» hatte sie nicht nur den ESC-Titel 2012 eingeheimst, sondern war damals auch in Deutschland und weiteren Ländern an die Spitze der Charts gestürmt. Seitdem war es international wieder ruhiger um die Schwedin geworden – bis sie mit «Tattoo» einen ganz ähnlichen Sound traf wie mit ihrem Erfolgshit vor elf Jahren.

Die Popnation Schweden hat den ESC nun auch sieben Mal für sich entschieden – und ist damit Rekordhalterin auf Augenhöhe mit Irland. Vorangegangener schwedischer Sieger war 2015 in Wien der Sänger Måns Zelmerlöw mit «Heroes».

Seinen wohl größten Augenblick bei dem Wettbewerb erlebte das skandinavische Land allerdings vor fast einem halben Jahrhundert: Im Jahr 1974 hatte die Popgruppe Abba den damaligen Grand Prix im englischen Brighton mit «Waterloo» gewonnen. Der Erfolg machte Abba schlagartig international bekannt – es folgte eine Weltkarriere.

Ukraine und ESC

Der ESC-Tradition zufolge hätte normalerweise die Ukraine als Vorjahressieger den 67. Eurovision Song Contest ausgetragen. Großbritannien nahm aber als zweitplatziertes Land des Vorjahres diese Aufgabe wahr, weil die Ukraine wegen des russischen Angriffskrieges kein sicherer Ort ist.

In einem BBC-Interview hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, er hätte es besser gefunden, wenn der Wettbewerb in ein ukrainisches Nachbarland wie Polen oder die Slowakei verlegt worden wäre. Dann wäre es für Ukrainer einfacher gewesen, hinzureisen oder sich nahe zu fühlen. Beim Moderationsquartett in Liverpool war die ukrainische Sängerin Julia Sanina dabei, die ausdrücklich in der Show den britischen Gastgebern dankte.

Neben ihr moderierten die Schauspielerin Hannah Waddingham («Game of Thrones»), die «Britain’s Got Talent»-Jurorin Alesha Dixon und der Talkmaster und Autor Graham Norton, der eine der bekanntesten Fernsehpersönlichkeiten der englischsprachigen Welt ist und seit Jahren für die BBC den ESC kommentiert.

26 Lieder konkurrierten im Finale. Insgesamt nahmen am ESC in diesem Jahr 37 Länder teil. 11 Beiträge wurden in den beiden Semifinals aussortiert, darunter die Beiträge aus den Niederlanden, Irland, Dänemark und Island.

Als große Geldgeber sind automatisch Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und auch Deutschland fürs Finale gesetzt, ebenso der Vorjahressieger, also diesmal die Ukraine.

Die Zuschauer konnten wie immer über den Sieger mit abstimmen, jedoch nicht fürs eigene Land. Ihr Voting wurde ergänzt von Juroren.

2023 war die Punkteverkündung von Fachjurys und Publikum zum siebten Mal getrennt, zuerst wurde per Schalte in alle 37 Teilnehmerländer das Juryvoting abgefragt, das Schweden mit 340 Stimmen gewann – Deutschland kam mit nur drei Punkten auf den letzten Platz. Dann verlasen die Moderatoren das Televote (die Zuschauerstimmen).

Die Jury-Punkte aus Deutschland (diesmal in der Jury unter anderem Katja Ebstein und die Frida-Gold-Frontfrau Alina Süggeler) gab zum ersten Mal der Moderator Elton bekannt, nachdem dies jahrelang Barbara Schöneberger gemacht hatte. Er wurde live aus Hamburg zugeschaltet. Die Höchstpunktzahl 12 ging dabei an Schweden. Die deutschen Zuschauer gaben dagegen Finnland die Höchstpunktzahl.

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