Harald Glööckler erzählt im Dschungelcamp von seiner schweren Kindheit. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Pulverfass RTL-Dschungelcamp: «Die Lunte ist gezündet»

Seelenstrip, tränenreiche Enthüllungen, großes Geschrei: Die Teilnehmer des RTL-Dschungelcamps treten aufs Gas. Schon am ersten Wochenende der Show «Ich bin ein Star, holt mich hier raus» (IBES) wurden die ganz schweren Reality-TV-Geschütze aufgefahren.

Jasmin Herren, die Witwe von Willi, kündigte eine Schlager-Ballade über ihren Mann an und wusste Abgründiges und mutmaßlich Kriminelles zu berichten. Und die als «Teppich-Luder» bekannt gewordene Janina Youssefian räumte mit einem Mythos der Pop-Geschichte auf: Der Sex mit einem berühmten Mann, der sie bekannt machte, habe nämlich gar nicht auf einem Teppich stattgefunden, sondern «auf dem Zuschneidetisch». Die Boulevard-Geschichte muss unter Umständen in weiten Teilen neu geschrieben werden.

Harald Glööckler packte aus über seine harte Kindheit, seine derzeit etwas kriselnde Ehe und berichtete davon, dass er schon mit sechs Jahren wusste, dass er Männer spannender finde als Frauen, sich aber nie geoutet habe: «Ich sah da keine Notwendigkeit und dachte, wer das jetzt nicht mitkriegt, dem kann ich auch nicht helfen.»

Und zwischen Youssefian und Filip Pavlovic kam es über die Frage, ob man nicht mal die Schlafstätte tauschen könne, zum Eklat – und das, obwohl er sie beim Einzug noch seine «Lieblings-Luderin» genannt hatte. Youssefian sah sich nach einem Zeckenbiss zum Tausch nicht in der Lage und wusste das auch kundzutun: «Alter, ich hab gerade Zeckenfieber. Was geht nicht in Dein Spatzenhirn rein?»

Allerdings schien Pavlovic seine Präferenzen schon vorher umverteilt und auf «die bekannteste Frau Österreichs», Tara Tabitha, verlagert zu haben. Droht da die erste Dschungel-Romanze? 

Erste Prüfung für Anouschka Renzi

In jedem Fall verspricht der Dschungel nach der Corona-Pause einiges. Das muss er aber auch, wie Glööckler ganz richtig feststellte und als Anspruchshaltung an die Kandidaten der Show formulierte, die immer mal wieder als zu langweilig kritisiert wird oder als zu redundant: «Sie können ja nicht, wenn eine schlechte Oper gespielt wird, sagen: Das Opernhaus taugt nichts.» Er testierte der diesjährigen Staffel sodann auch Potenzial, sprach gar von einem Pulverfass und sagte: «Die Lunte ist gezündet.»

Was sonst noch geschah: Anouschka Renzi wurde als erste von den Zuschauern in die Dschungelprüfung gewählt und holte vier Sterne in ihrer wasser- und krabbeltierlastigen (Krokodile, Kröten, Schlangen, Krabben und Frösche) Challenge mit dem Titel «Aquälium». Sie wurde – womöglich auch dank respektabler Leistung – für die nächste Prüfung allerdings nicht wiedergewählt.

Bei der ersten Prüfung entscheiden sich üblicherweise gern Schicksale wie die von Sarah «Dingens» oder Larissa Marolt, die nach Gekreische und der ein oder anderen Panikattacke von den Zuschauern gnadenlos immer wieder in die Prüfung gewählt wurden.

Für Renzi heißt es also: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. In der Sonntagabendausgabe sollten dann die streitlustige Ex-«Bachelor»-Kandidatin und diesjährige Dschungel-Nackte im «Playboy», Linda Nobat («Ich hasse stinkende Menschen»), dran sein – und die über Zecken zickende Youssefian, das Zuschneidetisch-Luder.

Der RTL-Dschungel wird in seiner 15. Staffel nach einer Corona-Pause im vergangenen Jahr – zum ersten Mal in der Geschichte der Kultshow – in Südafrika und nicht mehr in Australien produziert. Darum gab RTL seinen Promis in Folge eins in der ersten Dschungelprüfung auch Hoden vom heimischen Warzenschwein statt der berüchtigten Känguru-Testikel zu essen.

Elf statt zwölf Kandidaten sind dabei, weil Lucas Cordalis, der Sohn des legendären ersten Dschungelkönigs Costa Cordalis, sich nach einer Corona-Infektion noch in Isolation befindet. Ob und wann er noch ins Camp einziehen kann, blieb am ersten Wochenende der Show noch offen.

Weniger Zuschauerinteresse als zuvor

Medienbranchendienste hatten vor dem Start des Dschungelcamps und der Neuausgabe von «Deutschland sucht den Superstar» mit Florian Silbereisen statt Dieter Bohlen von einem Wochenende der Wahrheit für RTL und sein lineares Fernsehprogramm gesprochen.

Und die Wahrheit war schon rosiger – auch für «IBES». Nur knapp 4,6 Millionen Zuschauer verfolgten den Einzug der Camp-Kandidaten am Freitagabend. Bei der letzten regulären Ausgabe, der 14. Staffel vor zwei Jahren, waren es noch gut 6 Millionen, vor fünf Jahren sogar noch etwa 7,4 Millionen gewesen. Am Samstagabend waren es mit 4,05 Millionen Zuschauern sogar noch weniger als beim Auftakt.

Die nächsten beiden Donnerstage soll der RTL-Klassiker übrigens zur früheren Primetime um 20.15 Uhr gesendet werden. Das ist gewagt, denn damit tritt der «Dschungel» in Konkurrenz zu den bei jungen Zuschauern ebenfalls populären ProSieben-Formaten «The Masked Dancer» und «Germany’s Next Topmodel».

Von Britta Schultejans, dpa

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