The War On Drugs: Herzschmerz-Folkballaden und opulente Gitarren-Epen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Warner Music/dpa)

The War On Drugs: Gitarrenrock fürs Kopfkino

Staubige Highways, menschenleere Landschaften, grandiose Sonnenuntergänge: Die Musik der US-Rockgruppe The War On Drugs ruft Cinemascope-Bilder wach – sehr amerikanische, manchmal fast schon klischeehafte Bilder.

Niemand sonst vertont derzeit Fernweh und Aufbruchsstimmung, Sehnsucht und Isolation so eindringlich wie TWOD-Frontmann Adam Granduciel in seinen Herzschmerz-Folkballaden und opulenten Gitarren-Epen.

Behutsam entwickelter Monumentalsound

Dem Sänger und Songschreiber der vor rund 15 Jahren gegründeten Band aus Philadelphia gelingen auch auf dem neuen Album «I Don’t Live Here Anymore» mal wuchtig treibende, mal melancholische Rockhymnen von seltener Brillanz. Dass er seine Vorbilder Bruce Springsteen, Tom Petty, Bob Dylan und Mark Knopfler in Gesang, Texten, Arrangements und Klangbild teils überdeutlich zitiert – geschenkt. Der 42-Jährige bekennt sich ohne Scheu dazu – und nennt auch gleich noch Marvin Gaye, Stevie Wonder, David Bowie und Brian Eno.

Der Lohn seines seit dem Debüt «Wagonwheel Blues» (2008) geduldig entwickelten Monumentalsounds, zu dem Mundharmonika und Saxofon wichtige Beiträge leisten: «A Deeper Understanding» landete 2017 in den US-Charts auf einem für klassische Gitarrenmusik inzwischen erstaunlichen Top-Ten-Platz und wurde mit einem Grammy («Bestes Rockalbum des Jahres») gewürdigt. Allerdings waren die Ähnlichkeiten zum noch eindrucksvolleren Vorgänger «Lost In The Dream» (2014) so groß, dass manche Kritiker von einem Rückschritt unkten.

Dezent den Spagat gehalten

Auch «I Don’t Live Here Anymore» liefert nun keine ganz neuen Erkenntnisse über The War On Drugs (am ehesten noch das Titelstück mit dezenten Gospel-Elementen). Aber diese Band dreht ganz bewusst nur sehr behutsam an ihren Stil-Stellschrauben.

Und da Granduciel den zehn oft langen Liedern gern mal stoische Krautrock-Rhythmen untermischt («Harmonia’s Dream», «Victim», «Wasted»), klingt seine Musik nicht altmodisch rückwärtsgewandt. Zwischen Tradition und gemäßigter Moderne, zwischen Pop-Mainstream und Alternative-Szene besetzt diese auch in Konzerten stets mitreißende Band eine Marktlücke.

Live-Termine von The War On Drugs 2022: 2. April – Berlin, Verti Music Hall; 7. April – München, Zenith; 20. April – Köln, Palladium; 21. April – Wiesbaden, Schlachthof

Von Werner Herpell, dpa

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