Serhij Zhadan wurde mit dem Friedenspreis geehrt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Ukrainischer Autor Serhij Zhadan mit Friedenspreis geehrt

Der ukrainische Autor und Musiker Serhij Zhadan ist am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis geehrt worden.

«Zhadan begeistert uns – sprachlich, literarisch, musikalisch», sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs. «Sein Engagement für die Menschen in seiner Heimat beeindruckt uns. Er spielt in Metrostationen, holt Menschen aus stark umkämpften Vierteln heraus, liest Gedichte vor vollen Sälen und verteilt Hilfsgüter in der Stadt.»

Zhadan gehört zu den wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Vom Überleben im Krieg berichtet er eher dokumentarisch in dem gerade erschienenen Buch «Himmel über Charkiw». «Es ist traurig und bezeichnend, dass wir über den Friedenspreis sprechen, während in Europa wieder Krieg herrscht», sagte der 48-Jährige in seiner Dankesrede.

Der Krieg verändere das Gefühl für Zeit und Raum. Wer sich im Raum des Krieges befände, mache keine Zukunftspläne, erklärte er. Zudem schilderte er die schmerzhafte Erfahrung, wie der Druck des Krieges Sprache in ihrer gewohnten Form verändere und beschädige. Es sei unerträglich, die Sprache als vertrautes Mittel zu verlieren.

«In Zhadans Poesie holt die ukrainische Gesellschaft Luft»

Die Laudatio hielt Sasha Marianna Salzmann, bekannt für Romane wie «Im Menschen muss alles herrlich sein». Darin wurde Zhadan als bedeutender Dichter und Humanist gewürdigt: «In Zhadans Poesie holt die ukrainische Gesellschaft Luft.» Seine Dichtung sei nie hermetisch, nie in sich verschlossen. Gleichzeitig betonte Salzmann, dass Literatur zwar keinen Krieg beenden, wohl aber die Welt in sich zusammenhalte, indem sie uns die «Innenseite des Menschlichen» erfahren lasse.

Der Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe.

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