Martin Scorsese, Regisseur und Co-Autor von «Killers of the Flower Moon», bei der Premiere des Films in Los Angeles. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa)

Martin Scorsese über Indigene und die Prärie

Martin Scorsese räumt ein, dass er lange dazu gebraucht habe, sich filmisch mit der Situation der Ureinwohner Nordamerikas zu beschäftigen. In seinen Zwanzigern sei er völlig unwissend gewesen, sagte der 80 Jahre alte Star-Regisseur in einer Pressekonferenz, kurz vor dem Kinostart (19. Oktober) seines Historien-Thrillers «Killers of the Flower Moon».

Der auf wahren Ereignissen beruhende Film dreht sich um das indigene Volk der Osage, das im Oklahoma der 1920er Jahre Opfer eines Verbrechens wurde. Mitglieder des Stammes wurden nach dem Fund von Öl auf ihrem Land systematisch von weißen Amerikanern ermordet.

Er sei fasziniert davon, sich mit der Geschichte der Indigenen respektvoll, mit Würde und wahrheitsgetreu auseinanderzusetzen, sagt der Regisseur. In Oklahoma, wo auch gedreht wurde, habe er sich mit Stammesleuten und dem Obersten Häuptling Standing Bear getroffen. «Sie waren natürlich sehr vorsichtig», erzählt Scorsese über die erste Begegnung.

Ein schöner Ort wird zu einem düsteren

Noch dazu sei er selbst als gebürtiger New Yorker «sehr städtisch» und habe wenig über die Natur gewusst. Doch die weite Prärie, mit Wildpferden und Bisons, öffne «Geist und Herz». Ein so schöner Ort sei damals zu einem düsteren Platz geworden, sagt Scorsese. Vorlage für die Apple-Produktion ist ein Buch des Journalisten David Grann über einen FBI-Beamten, der in der brutalen Mordserie ermittelt.

Leonardo DiCaprio (48) sollte zunächst den Beamten spielen, doch dann kam Scorsese eine andere Idee. Statt von außen auf das Problem zu blicken, schrieben er und der «Forrest Gump»-Autor Eric Roth das Skript um, mit DiCaprio als Ehemann Ernest der Osage-Frau Mollie (Lily Gladstone) und einem größeren Fokus auf die Sicht der Indigenen. Robert De Niro spielt den Onkel von Ernest – er ist ein einflussreicher Rancher, der sich als Osage-Freund ausgibt, aber geldgierig hinter deren Ölrechten her ist.

Für den Dreh lernten die Schauspieler die Osage-Sprache. De Niro habe sich wirklich in die Sprache verliebt und wollte noch mehr Szenen darin drehen, erzählt Scorsese. «Ihm hat der Sound einfach gefallen».

«Killers of the Flower Moon» ist der zehnte gemeinsame Spielfilm von Scorsese und De Niro, nach Klassikern wie «Taxi Driver», «Wie ein wilder Stier» oder «The Irishman». Sie hätten sich schon als Teenager gekannt, sagt Scorsese – «wir vertrauen einander». De Niro habe ihn auch früh auf DiCaprio aufmerksam gemacht. «Du solltest mal mit diesem Kid arbeiten», habe De Niro ihm geraten, der 1993 mit dem jungen, noch unbekannten DiCaprio das Familiendrama «This Boy’s Life» gedreht hatte. Das nahm sich Scorsese später zu Herzen. Nach «Gangs of New York (2002), «Aviator», «Departed – Unter Feinden», «Shutter Island» und «The Wolf of Wall Street» ist dies nun ihre sechste Zusammenarbeit.

– Killers of the Flower Moon, USA 2023, 206 Min., FSK ab 12, von Martin Scorsese, mit Lily Gladstone, Robert De Niro, Leonardo DiCaprio.

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