Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geht auf der documenta fifteen durch ein aus Bambus bestehendes Kunstwerk. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Boris Roessler/dpa)

Steinmeier weist auf Grenzen der Kunstfreiheit hin

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Samstag in Kassel die documenta fifteen eröffnet. 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler präsentieren nun 100 Tage lang in der nordhessischen Stadt ihre Werke und Darbietungen.

Die neben der Biennale in Venedig weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst findet nur alle fünf Jahre statt.

Die Grenzen der Kunstfreiheit

Nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist die Kunstfreiheit ein wichtiger Pfeiler demokratischer Gesellschaften, hat aber auch ihre Grenzen. «Kunst darf anstößig sein, sie soll Debatten auslösen», sagte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext. Kritik an israelischer Politik sei erlaubt. «Doch wo Kritik an Israel umschlägt in die Infragestellung seiner Existenz, ist die Grenze überschritten.»

Mit Blick auf die Antisemitismus-Debatte im Vorfeld der Schau zeitgenössischer Kunst habe er «manchen gedankenlosen, leichtfertigen Umgang mit dem Staat Israel» beobachtet, sagte er weiter. Die Anerkennung Israels sei in Deutschland aber Grundlage und Voraussetzung jeder Debatte.

Dem indonesischen Kuratorenkollektiv Ruangrupa war vorgeworfen worden, auch Organisationen in die documenta fifteen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien.

32 Standorte in der Stadt

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und der Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, nahmen an der Eröffnung teil. Bei schönstem Sommerwetter hatten sich Hunderte von Besuchern und Schaulustigen vor dem Fridericianum in der Kasseler Innenstadt versammelt. Nach der Begrüßung auf dem roten Teppich verschwand Steinmeier unter anderem in Begleitung von Ade Darmawan vom Kuratorenkollektiv Ruangrupa und documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann im Fridericianum zum anschließenden Rundgang und seiner Eröffnungsrede.

Die documenta gibt es seit 1955 in Kassel. In diesem Jahr ist die Ausstellung über rund 32 Standorte in der Stadt verteilt. Die 15. Ausgabe der documenta repräsentiert den Globalen Süden. Im Mittelpunkt steht nicht das Werk, sondern Kunst als kollektiver Prozess. Das Konzept des Kollektivs Ruangrupa fußt auf der indonesischen Lumbung-Architektur. «lumbung» ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will die Künstlerische Leitung auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen.

Die documenta in Kassel dauert bis zum 25. September. Das Tagesticket kostet 27 Euro.

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