Das weltberühmte Schloss Neuschwanstein in Schwangau. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Bürger stimmen für Welterbe-Bewerbung von Neuschwanstein

Für einen Welterbe-Antrag für Schloss Neuschwanstein haben die Einwohner von Schwangau im Allgäu am Sonntag bei einem Bürgerentscheid grünes Licht gegeben. Damit kann die Bundesrepublik wie geplant die Bewerbung Anfang 2024 bei der Unesco in Paris einreichen.

Wie Bürgermeister Stefan Rinke (CSU) nach dem Urnengang mitteilte, unterstützten rund 56 Prozent der Bürger das Projekt. «Wir sind froh über das Referendum», betonte der Rathauschef. «Damit haben wir den eindeutigen Auftrag der Bevölkerung, die staatliche Initiative aktiv zu unterstützen.»

Die bayerische Staatsregierung könne nun das Welterbekomitee der Unesco überzeugen, dass die Königsschlösser von Bayerns Märchenkönig Ludwig II. (1845-1886) Denkmäler von Weltrang seien, sagte Rinke.

Bayerns Kunstminister Markus Blume reagierte erleichtert auf das Ergebnis. Er sei dankbar für die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger Schwangaus, meinte der CSU-Politiker. «Es ist eine wichtige Entscheidung für die Region und eine gute für Bayern.»

Etwa 44 Prozent der Abstimmenden hatten sich gegen eine Unterstützung des Welterbe-Antrags ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung lag bei 56 Prozent.

Projekt «Gebaute Träume» umfasst vier Schlösser

Das Projekt «Gebaute Träume» ist bereits seit etlichen Jahren als deutscher Welterbe-Vorschlag vorgesehen. Neben Neuschwanstein sollen die beiden anderen weltberühmten Schlösser Herrenchiemsee und Linderhof sowie das weniger bekannte Königshaus am Schachen vorgeschlagen werden. Nach den bisherigen Plänen soll die Unesco Mitte 2025 über den deutschen Antrag entscheiden.

Der Bürgerentscheid war nötig, weil für Welterbe-Bewerbungen die Unterstützung der Bevölkerung vor Ort erwartet wird. Ein «Nein» aus Schwangau hätte daher das Prestigeprojekt der Landesregierung in München ins Wanken gebracht.

Vorbehalte gegen noch mehr Touristen

Im 3500 Einwohner großen Schwangau gibt es aber Vorbehalte, weil viele Bürger nicht noch mehr Touristen wollen. Neuschwanstein zieht jedes Jahr bis zu eineinhalb Millionen Besucher an. Andere Kritiker befürchten weitere Beschränkungen aus Denkmalschutzgründen, wenn künftig Neubauten errichtet werden sollten. Wegen dieser Stimmung wollte der Schwangauer Gemeinderat nicht allein über die Zustimmung entscheiden. Der Bürgermeister bezeichnete den Bürgerentscheid als «gelebte direkte Demokratie».

Überschattet wurde die Abstimmung von einem Verbrechen, dass sich vor wenigen Tagen in der Nähe von Neuschwanstein ereignet hatte. Am Mittwoch soll ein US-Amerikaner zwei junge Frauen attackiert und einen Abhang hinuntergeworfen haben, eine 21-Jährige starb. Ein Sexualdelikt könnte Hintergrund der Tat gewesen sein. Alle drei waren als Touristen ins Allgäu gekommen. Der 30 Jahre alte Verdächtige sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.

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